Felix Langhammer on Thu, 10 Apr 2003 13:39:33 +0200 (CEST)


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Re: [rohrpost] Märtyrer: Der verlogene Charme der Einzelschicksale


"In kleinerem Maßstab sorgten im September 2000 Filmaufnahmen über
Kämpfe im Gaza-Streifen für weltweite Empörung über das Vorgehen der
israelischen Armee. Zu sehen war ein Zwölfjähriger, der im Kugelhagel
israelischer Soldaten starb. Zuvor hatte er verzweifelt Schutz hinter
dem Rücken seines Vaters gesucht, der seinen Sohn nicht retten konnte."

Dass es höchst unklar ist, von wem der Junge und sein Vater tatsächlich
getötet wurden, kümmert da auch nicht mehr. Man nehme ein
palästinensisches Kind, setze dazu einen israelischen Soldaten ins Bild
und die Sache ist geritzt.
http://www.daserste.de/quadrat/film1.asp
http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_2002/17/04a.htm

Es ist immer die gleiche Leier: Ob Hufeisenplan, Massaker in Jenin, KZs
in Serbien oder was auch immer: Es ist einfacher, ein Bild zu
produzieren als es wieder zu dekonstruieren und in Frage zu stellen. Und
wenn Ullrich Wickert sich im Fernsehen öffentlich für das Berlügen der
ZuschauerInnen entschuldigt, bringt dass auch nichts mehr. Denn Realität
wird durch ständige Wiederholung konstruiert, und die ist mächtiger als
jede andere Wahrheit. Und obwohl jede Schülerin heutzutage über den
Medienbetrieb und darüber Bescheid weiss, dass Fernsehen und Bilder
lügen bzw. Bilder konstruiert werden aber niemals die Wirklichkeit
wiedergeben, ist die sog. "Medienöffentlichkeit" doch immer wieder
williges Opfer, dass sich nicht wehren kann. Soweit reicht das
Bewusstsein dann offensichtlich doch nicht. Das Bedürfnis, Geschehnissen
"ein Gesicht zu geben" überwiegt, denn anders kann man sich die Welt
dann wohl doch nicht mehr vorstellen.

Gruss,

Felix

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Mayerverfolger und reiner Calmund schrieb:
> 
> http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,244035,00.html
> http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,244048,00.html
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