Volker Grassmuck on Mon, 7 Apr 2003 14:02:16 +0200 (CEST) |
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[rohrpost] Konf. "OriginalKopie. Praktiken des Sekundären", Uni Köln, Mai |
OriginalKopie. Praktiken des Sekundären Konferenz des Kulturwissenschaftlichen Forschungskollegs "Medien und kulturelle Kommunikation" (SFB/FK 247) an der Universität zu Köln 22. bis 24. Mai 2003 http://www.uni-koeln.de/inter-fak/fk-427/veran/kfr/kfr_10/kfr_10.html Mit der Änderung des Urheberrechts sollen neben Problemen der Autorschaft und der Zugangsberechtigung auch Praktiken des Kopierens und Zitierens medienübergreifend und dem (digitalen) State of the Art entsprechend geregelt werden. Einwände gegen eine solche Maßnahme gehen häufig von der Feststellung aus, die Grenze zwischen Original und Kopie sei längst gefallen, man befände sich ohnehin immer schon 'im Zitat'. Dem würde in der gegenwärtigen Debatte über Performativität und Wiederholung, wie sie seit den 1990er Jahren in den Kulturwissenschaften geführt wird, wohl kaum widersprochen. Und doch ist gerade hier häufig zu beobachten, daß die entsprechenden Ansätze mit Kategorien von Authentizität und Originalität operieren - etwa der Annahme einer Integrität des Zeichens, die das Mäandern durch die Kontexte und Medien unbeschadet übersteht, oder der Vorstellung eines Körpers, dessen unwillkürliches Agieren zur Instanz für Unwiederholbarkeit wird. Die Konferenz setzt bei dem Vorschlag an, die Perspektive auf die kultur- und medienspezifischen Normen und Konventionen von Aneignung und Verfremdung zu lenken, wie sie in Zitierpraktiken am Werk sind: Wie wird das, was jeweils als 'Identisches' gilt, bestimmt und definiert? Wie wird es legitimiert und autorisiert? Gibt es kulturelle Praktiken, die nicht auf die Unterscheidungen zwischen Primärem und Sekundärem, Original und Kopie, Ereignis und Wiederholung setzen, die diese Oppositionen unterlaufen? Inwiefern haben Wiederholungsstrukturen wie Rekurrenz, Serie oder Rhythmus eine kohärenzstiftende Funktion - sei es für einzelne Texte oder für ganze Kulturen? Nach welchen Kriterien werden die Kontexte konstruiert, innerhalb derer ein Anspruch auf 'Originalität' oder 'Eigentum' überhaupt geltend zu machen ist? Und welche Rolle spielen die lokalen Bedingungen von Aneignungsprozessen, wenn Produkte und Produktionsverfahren global zirkulieren? Ausgehend von der medienhistorischen Zäsur digitaler Reproduzierbarkeit im 20. Jahrhundert will die Konferenz aus juristischer, ökonomischer, ästhetischer und semiotischer Perspektive die Kultur- und Medienabhängigkeit von "Praktiken des Sekundären" untersuchen. Gefragt sind ebenso konzeptionelle wie materialbezogene Beiträge zu medialen Verfahren wie Zitat, Wiederholung, Paraphrase, Imitation, Kopie, die auf den Status des Vorgefundenen, des Nicht-Authentischen, des Abgeleiteten setzen - oder aber derartige Zuschreibungen gezielt problematisieren. Denkbare Materialfelder wären etwa Sampling, Remix und Coverversionen in der Pop-Musik, Bild- Zitate, filmische Remakes, Gesten- und Gebärdenzitationen, elektronische Textverarbeitung (Copy-and-Paste), multimediale Zitier- und Kopiertechniken im Internet, narrative und dialogische Iterationsverfahren sowie nicht zuletzt die wissenschaftliche Praxis - von der Frage nach dem Verhältnis von Zitat und 'Eigenleistung' bis zu jener des Selbstzitats. ------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/ Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/